Virtuelle Währungen erfreuen sich nach wie vor an Popularität. Vor dem erstmaligen Erwerb von virtuellen Währungen ist es ratsam, sich vorab mit dem technischen "Krypto-Basiswissen" vertraut zu machen. Damit die erworbenen Einheiten nicht unwiederbringlich verloren gehen, müssen im Vorfeld einige Risiken berücksichtigt werden. Dieser Beitrag soll überblicksmäßig darstellen, was vor einem Erwerb virtueller Währungen zu beachten ist.

Wo können virtuelle Währungen erworben werden?

Einsteiger können virtuelle Währungen vor allem bei sogenannten Brokern für Kryptowährungen erwerben. Unter Brokern versteht man in diesem Zusammenhang Unternehmen oder Personen, die als finanzieller Vermittler auf dem Markt den Kauf und Verkauf von Kryptowährungen ermöglichen. Dabei wird beim Kauf bzw. Verkauf der Preis von dem Broker selbst festgelegt. Weiters fallen für die Broker-Dienstleistungen Aufschläge an, die letztlich der Kunde zu tragen hat.

Virtuelle Währungen können auch auf eigenen Handelsplätzen für virtuelle Währungen, sog. Kryptowährungs-Exchanges (auch "Krypto-Börsen" genannt), erworben werden. Eine Krypto-Börse stellt eine Online-Plattform für Käufer und Verkäufer zur Verfügung, damit diese auf Grundlage aktueller Marktpreise entweder direkt von der Börse virtuelle Währungen beziehen oder untereinander Kaufverträge über den An- und Verkauf von virtuellen Währungen abschließen. Der Handel von virtuellen Währungen zwischen Nutzern untereinander ist für Einsteiger ohne ausreichende Kenntnisse jedoch nicht empfehlenswert.

Wallets und Adressen

Um virtuelle Währungen wie Bitcoin empfangen und übertragen zu können, benötigt man eine sogenannte Adresse (vergleichbar mit einer Kontonummer). Die Adresse wird beim Einrichten einer Wallet automatisch erstellt. Bei der Adresse handelt es sich um eine alphanumerische Zeichenfolge, wie etwa "3LLd3dVrhCWxo9igTUWDoxPsqCFdzxqkBm".

Zu jeder Adresse gehört ein sog. privater Schlüssel ("private key"), mit dem über das Krypto-Vermögen verfügt werden kann. Wird eine neue Adresse angelegt, wird stets ein passender und einzigartiger privater Schlüssel erzeugt. Im Idealfall ist der private Schlüssel nur derjenigen Person bekannt, welche die Adresse angelegt hat. Um Einheiten einer virtuellen Währung übertragen zu können, ist die Kenntnis des privaten Schlüssels erforderlich. Für das Empfangen von virtuellen Währungen genügt hingegen die Nennung der öffentlichen Adresse. Private Schlüssel können digital abgespeichert oder ausgedruckt und abgelegt werden. In manchen Fällen verfügt auch ein Dritter über den privaten Schlüssel. Dies ist etwa bei Krypto-Börsen der Fall, bei denen virtuelle Währungen oftmals von der Börse für den Kunden gehalten werden. Ein Handel erfolgt durch Anweisung der Börse, virtuelle Währungen zu kaufen oder zu verkaufen. Auch bei der Nutzung mancher Wallets wird der private Schlüssel bei einem Dritten hinterlegt und von diesem verwaltet. In einer Wallet kann der Nutzer die Adressen und die dazugehörigen privaten Schlüssel verwalten. Anders als der Name vielleicht vermuten lässt, ist eine Wallet nicht mit einer herkömmlichen Geldbörse vergleichbar. Nicht die virtuellen Währungseinheiten werden in einer Wallet verwahrt, sondern "nur" die Adressen und die zugehörigen privaten Schlüssel. Virtuelle Währungen befinden sich daher regelmäßig nicht in einer Wallet, sondern sind einer bestimmten Adresse auf der Blockchain zugewiesen.

Verschiedene Arten von Wallets

Es gibt verschiedene Arten von Wallets, die unterschiedliche Vor- und Nachteile sowie unterschiedliche Sicherheitsniveaus aufweisen. Die Auswahl der Wallet richtet sich nach dem Zweck, den die Wallet für den Nutzer erfüllen soll.

  • Börsen Wallet: Erwirbt man über eine Krypto-Börse Einheiten einer virtuellen Währung, besteht in der Regel die Möglichkeit, eine "Börsen Wallet" einzurichten. Der private Schlüssel wird in diesem Fall von der Börse verwaltet. Da solche Börsen bereits häufig das Ziel von Hackern wurden, besteht bei Börsen Wallets ein entsprechendes Risiko. Es ist daher bei größeren Beträgen ratsam, eine eigene Wallet einzurichten.
  • Software Wallet (Mobile Wallet / Desktop Wallet): Software Wallets sind für die Verwaltung von kleineren Beträgen empfehlenswert. Diese ermöglichen ein schnelles und einfaches Senden sowie Empfangen von Guthaben z.B. über eine App am Smartphone oder über den Desktop. Da auch hier das Sicherheitsrisiko eher hoch ist, ist die Software Wallet für größere Beträge nicht zu empfehlen.
  • Hardware Wallet (auch "Cold Wallet"): Bei dieser Art von Wallet erfolgt die Speicherung des privaten Schlüssels offline auf einem Gerät. Über die vom jeweiligen Hersteller mitgelieferte Software kann das Guthaben verwaltet werden – ohne online den private key eingeben zu müssen. Das macht Hardware Wallets zu einer vergleichsweise sicheren Möglichkeit, Krypto-Vermögen für eine längere Zeit zu lagern. Obwohl Transaktionen möglich sind, sind Hardware Wallets eher unpraktisch, wenn man regelmäßig auf sein Guthaben zugreifen will.
  • Paper Wallet: Noch sicherer als Hardware Wallets sind Paper Wallets. Diese stellen daher ebenso eine sehr gute Möglichkeit dar, Krypto-Vermögen langzeitig zu lagern. Zudem können sie günstig, einfach und schnell über entsprechende Websites erstellt werden. Auf der anderen Seite ist zu bedenken, dass die Schrift auf dem Papier im Laufe der Zeit verblassen oder das Stück Papier infolge äußerer Einflüsse beschädigt werden kann (Schäden durch Feuer, Wasser, unabsichtliche Entsorgung etc.). Zudem ist es auch hier beim Generieren der Wallet wichtig, Vorsichtsmaßnahmen zu treffen, damit der private Schlüssel nicht von Dritten ausgespäht wird.
  • Card Wallet: Anders als eine Paper Wallet wird die Card Wallet von Coinfinity im Hochsicherheitsraum der Österreichischen Staatsdruckerei vom Internet isoliert erzeugt. Mitarbeiter haben zu keinem Zeitpunkt Zugriff auf den privaten Schlüssel.

Sicherer Umgang mit privaten Schlüsseln

Nach Verlust des privaten Schlüssels gibt es keine Möglichkeit mehr, auf das eigene Guthaben zuzugreifen. Bringt eine andere Person – etwa durch betrügerische Websites, Hackerangriffe oder Malware – den privaten Schlüssen in Erfahrung, kann diese über die gespeicherten virtuellen Währungseinheiten verfügen. Deswegen ist es wichtig, den privaten Schlüssel sicher zu verwahren und Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Dabei gilt, dass jeder für die Sicherheit der Verwahrung seines privaten Schlüssels selbst verantwortlich ist. Die meisten Wallets bieten die Möglichkeit an, eine Sicherheitskopie zu erstellen, wovon auch Gebrauch gemacht werden sollte.

Generell empfiehlt es sich, bei größeren Beträgen den privaten Schlüssel offline, also mittels einer Hardware Wallet, Paper Wallet oder Card Wallet, zu verwahren. Für kleinere Beträge ist eine Software Wallet praktischer. Da bei Software Wallets der private Schlüssel online gespeichert wird, ist das Sicherheitsrisiko jedoch entsprechend erhöht.

Wie kann man virtuelle Währungen erwerben?

Wie eingangs erwähnt, ist es für Einsteiger ratsam, virtuelle Währungen vorerst über Broker-Plattformen zu erwerben. Die Abwicklung des Kauf- oder Verkaufsprozesses übernimmt der Broker für den Kunden.

Die zweite Möglichkeit besteht im Erwerb von virtuellen Währungen über Krypto-Börsen. Krypto-Börsen wie etwa Bitpanda oder Kraken bieten den Erwerb und Verkauf virtueller Währungen an. Um virtuelle Währungen zu erwerben, ist regelmäßig zuerst ein Konto zu erstellen und zu verifizieren. Zur Registrierung ist bei den meisten Krypto-Börsen ein Lichtbildausweis hochzuladen und die Identität des Kunden, meist per Video, festzustellen. Erforderlich ist allenfalls auch die Übertragung eines Mindestbetrags vor dem ersten Erwerb von virtuellen Währungen auf ein von der Krypto-Börse bekanntzugebendes Konto.

Viele Krypto-Börsen bieten ihren Kunden verschiedene Zahlungsmöglichkeit an, etwa per SOFORT-Überweisung oder SEPA-Überweisung. Der Bestellvorgang dauert in der Regel nur wenige Sekunden. Nach Abschluss des Erwerbsvorgangs erhält der Kunde prompt die erworbenen virtuellen Währungen in seiner Wallet und kann über diese verfügen. Die privaten Schlüssel werden oft von dem Anbieter der Krypto-Börse für den Kunden verwaltet. Dies minimiert für den unerfahrenen Nutzer das Risiko, den privaten Schlüssel und damit die Verfügungsmacht über die eigenen virtuellen Währungen zu verlieren.

Wer virtuelle Währungen erwerben möchte, steht anfänglich einigen Herausforderungen gegenüber. Wie bei allen Investitionen gilt, dass man nur so viel investieren sollte, wie man bereit ist, zu verlieren. Der Erwerber ist oft für die Sicherheit der Verwahrung seines privaten Schlüssels selbst verantwortlich. Wird der private Schlüssel vergessen oder von Dritten in Erfahrung gebracht, gibt es keine Stelle, an die man sich wenden könnte. Vor dem Erwerb von virtuellen Währungen sollten daher vom Erwerber entsprechende Maßnahmen getroffen werden.

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Philipp Ley | Veronika Krickl

Artikel wurde am 16.08.2021 auf meinanwalt.at veröffentlicht.