Innovationsfreundlichkeit in Österreich
Immer mehr Unternehmen haben die Vorteile der Blockchain-Technologie erkannt und entsprechende Geschäftsmodelle entwickelt. Unternehmen, die in den Bereichen Blockchain, Krypto-Assets oder Finanztechnologie (FinTech) tätig sind, hatten es aber beileibe nicht immer einfach. Innovative, in der Theorie erfolgsversprechende Geschäftsideen werden in der Praxis oftmals schon in der Start-Up-Phase von administrativen Hürden erdrückt. Österreich hingegen gilt in puncto E-Government zu den innovationsfreundlichsten Ländern in Europa. Digitalisierung wird hierzulande großgeschrieben und in vielen Bereichen vorangetrieben. Darüber hinaus rangiert Österreich im Spitzenfeld mit den baltischen Ländern und zeigt immer wieder, dass es der Blockchain-Technologie sehr offen gegenübersteht.
Zukunftsorientierte Interessenvertretung
Die Wirtschaftskammer Österreich spielt als gesetzliche Interessenvertretung für in Österreich ansässige Unternehmerinnen und Unternehmer eine wichtige Rolle, da sie die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen hierzulande maßgeblich mitgestaltet und die gewerblichen Interessen ihrer Mitglieder vertritt. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass die WKÖ vorausschauend und u.a. mit dem Arbeitskreis Blockchain des AUSTRIAPRO, einem Verein zur Förderung standardkonformer E-Business-Lösungen, zukunftsgewandt denkt. Der Arbeitskreis Blockchain etwa befasst sich mit Anwendungen, Nutzen und Risiken rund um das Thema Blockchain in verschiedenen Wirtschaftsbereichen. Eingerichtet wurde auch ein eigenes Blockchain Testlab, in dessen Rahmen potentielle Geschäftsmodelle sicher erprobt werden können.
Darüber hinaus betreibt die WKÖ mit weiteren öffentlichen Verwaltungseinrichtungen die "Austrian Public Service Blockchain" (APSBC), mithilfe derer Daten kostenlos zertifiziert werden können. Der Blockchain-Datenzertifizierungsservice steht WKÖ-Mitgliedern kostenfrei zur Verfügung. Parallel dazu arbeitet der Verein AUSTRIAPRO mit dem Austrian Blockchain Center an dem Aufbau einer Blockchain-Infrastruktur für die Privatwirtschaft.
Regulatory Sandbox als Reallabor
Ein nicht zu unterschätzender Standortvorteil ist die Offenheit der österreichischen Finanzmarktbehörde (FMA) gegenüber innovativen Geschäftsmodellen. Während andere Aufsichtsbehörden gelegentlich zur Überregulierung neigen, versucht die FMA einen gesunden Ausgleich zwischen Marktsicherheit und Perspektiven zu schaffen. Neue innovative Ideen, insbesondere solche im Bereich FinTech und Blockchain, ziehen viele rechtliche Fragen nach sich. Eine davon ist unter anderem, ob ein Geschäftsmodell unter der Aufsicht der FMA steht und etwa eine Konzessionspflicht besteht. Seit 10. Jänner 2020 besteht in Europa für Dienstleister in Bezug auf virtuelle Währung eine Registrierungspflicht bei der zuständigen nationalen Behörde. Die auf EU-Ebene eingeführten Regelungen betreffen unter anderem Unternehmer, die den gewerbsmäßigen An- und Verkauf von virtuellen Währungen (z.B. Kryptobörsen) anbieten.
Um den Wirtschaftsstandort Österreich und sich in der Entwicklung befindlicher FinTech-Geschäftsmodelle zu fördern, wurde 2020 die sogenannte Regulatory Sandbox bei der FMA gesetzlich eingerichtet und im darauffolgenden Jahr der erste Teilnehmer aufgenommen. Wenn sich auch der Ansturm derzeit noch in Grenzen hält: Regulatory Sandboxes sind Reallabore im Sinne von Experimentierräumen, die es ermöglichen innovative Technologien, Geschäftsmodelle, Produkte und Dienstleistungen für einen bestimmten Zeitraum und in einem kontrollierten Umfeld zu erproben. Ziel solcher Reallabore ist die Förderung von Innovationsdynamik, da rechtliche Hemmnisse temporär abgebaut werden und Erkenntnisse für zukünftige (De-)Regulierung gewonnen werden können.
Siegeszug des Wiener Unicorn
Österreich hat viele erfolgreiche Unternehmen vorzuweisen. Die (österreichische) Erfolgsstory des einundzwanzigsten Jahrhunderts ist aber zweifelsfrei jene des Krypto-/FinTech-Unternehmens Bitpanda GmbH, die unter anderem die Bitpanda Global Exchange als Börse und Handelsplattform betreibt, über die der Handel mit Kryptowährungen, Edelmetallen, Aktien uvm. möglich ist. Erst im Jahr 2014 gegründet, wurde der Firmenwert bereits Mitte 2021 auf mehr als 4 Milliarden US Dollar geschätzt. Bis heute hat Bitpanda seinen Sitz inmitten von Wien. Die Erfolgsstory von Bitpanda sowie der Sitz von weiteren Unternehmen der Branche wie z.B. Coinfinity und Kurant ist ein (weiterer) Beweis dafür, dass der Aufbau von Krypto-/FinTech-Unternehmen in Österreich möglich ist und die Rahmenbedingungen stimmen, um eine Geschäftsidee erfolgreich umzusetzen.
Auch die Wiener Börse hat frühzeitig das Potential von Produkten rund um das Thema Krypto und Blockchain gesehen, wie ihr Produktportfolio erkennen lässt. Bereits im September 2020 notierte die Wiener Börse Produkte auf Bitcoin und Ethereum und war damit weltweit einer der Vorreiter. Mittlerweile bietet die Wiener Börse 13 ETPs (Exchange Traded Products) von neun verschiedenen Emittenten an, die einen Krypto-Bezug aufweisen (Stand: März 2022).
Dass vor neuen Entwicklungen kein Halt gemacht wird, wie etwa vor Non-Fungible Token, die im Jahr 2021 ihren Aufstieg in der Krypto-Szene starteten, beweist das Projekt der Österreichischen Galerie Belvedere. Das Belvedere "zerlegte" das berühmte Kunstwerk The Kiss von Klimt in 10.000 digitale Ausschnitte und bot diese als NFT zum Verkauf an. Ein ähnliches Schicksal werden auch Werke von Egon Schiele erfahren, mit dem Unterschied, dass es sich nicht um Teilausschnitte handeln wird. Das Wiener Leopoldmuseum plant 24 Werke Schieles als NFT zu verkaufen.
Ausblick
Die hierzulande vorherrschend positive Einstellung gegenüber Krypto Assets und der Blockchain-Technologie macht Österreich als Standort für Unternehmensgründung attraktiv. Die Möglichkeiten für FinTech- und Krypto-Unternehmen hierzulande erfolgreich tätig zu sein, wurden in den letzten Jahren nicht weniger. Insbesondere ist auf staatlicher Seite das Interesse an der Blockchain und Förderung von innovativen Ideen stark erkennbar wie etwa die Einrichtung einer Regulatory Sandbox durch die FMA gezeigt hat. Es scheint wahrscheinlich, dass auch in Zukunft weitere solcher "Projekte" ins Leben gerufen werden, um die Innovationskraft und somit auch den Wirtschaftsstandort zu fördern. Österreich ist und bleibt somit für die Zukunft gerüstet: Blockchain rules!
Arthur Stadler und Christopher Falke